Webarchiv Anton Bruckner

bruckner-online.at ist ein umfangreich angelegtes Anton Bruckner-Internetportal (Webarchiv), in dem neben der elektronischen Dokumentation handschriftlicher Quellen auch Kompositionen, rele­vante Personen und Orte enthalten sind. Zudem werden von allen Handschriften, Erstdrucken und der Alten Gesamtausgabe vollständige Digitalisate zur Verfügung gestellt. Dieses weltweit einzig­artige Projekt soll für Forschung und Konzertpraxis neue Recherchemöglichkeiten schaffen. In der ersten Projektstufe wurden sämtliche Musikhandschriften im In- und Ausland dokumentiert. Aktuell sind 740 Signaturen in einer Datenbank erfasst und überwiegend auch philologisch kommen­tiert. Eine wesentliche Synergie hat sich hierbei durch die zu großen Teilen abgeschlossene Digitalisierung der Bruckner-Autographe und frühen Abschriften seitens der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) ergeben. Die ÖNB hat dem Webprojekt alle Hand­schriften-Digitalisate kostenlos zur Verfügung gestellt (etwa 19.000 Einzelbilder).

Parallel dazu konnten rund 7.000 Farbabbildungen in hoher technischer Qualität von Quellen in öster­reichischen Archiven hergestellt werden (u.a. Stifte Seitenstetten, St. Florian und Krems­münster, Stadtarchive Wels und Linz, Diözesanmuseum Linz). Das Oberösterreichische Landesmuseum Linz, die Library of Congress Washington, die Bibliothek der Universität für Musik- und darstellende Kunst Wien sowie die Wienbibliothek im Rathaus stellten bereits vorhandene Digitalisate zur Verfügung. Es wird weiter versucht, Abbildungen von aktuell noch fehlenden Quellen bereit zu stellen. Bei wenigen Privatbeständen wird das leider auch in Zukunft nicht möglich sein (u.a. Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien).

Im Bereich der philologischen Kommentare ergab sich eine weitere Synergie, indem die bereits im Rahmen der Neuen Kritischen Bruckner-Gesamtausgabe er­schienenen Revisionsberichte genützt werden konnten. Für alle Kompositionen, zu denen noch keine derartigen Berichte vorliegen, waren und sind neue Nachforschungen notwendig.

Die Veröffentlichung in dieser elektronischen Form besitzt – abgesehen von der enormen Kostenminderung und konservatorischen Schonung der Original­manuskripte – entscheidende Vorteile für die Benutzer: Durch komplexe Suchmodi können alle Quellen zu ein- und demselben Werk leicht aufgefunden und/oder mit Kopisten-Namen oder anderen handschriftlichen Einträgen (z. B. Datierungen) korreliert werden. Gerade die Aufnahme von zeitgenössischen Abschriften stellt ein wichtiges Desideratum für die Überlieferungsgeschichte dar.

Im Weiteren ergeben sich für ausübende Künstler rasch Vergleichsmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Fassungen eines Werkes, was gerade bei Bruckner häufig eine zentrale Fragestellung darstellt. Natürlich können auf diese Weise auch neue Erkenntnisse oder Quellenfunde kurzfristig eingearbeitet und damit einem internationalen Interessentenkreis ein stets aktueller Forschungsstand garantiert werden. Eine Zusammenstellung wichtiger Episoden aus dem Leben Anton Bruckners und eine Literatur-Datenbank schließen die aktuelle Projektphase ab.

Eine zweite Projektphase soll eine aktualisierte Version des Werkverzeichnis Anton Bruckner (WAB) und eine online-Version der Bruckner-Ikonographie bieten. Zudem sollen zu ausgesuchten Werken digitale Editionen, die auf der Edirom-Technik basieren, erstellt werden (vgl. Max Reger-Werkausgabe).

bruckner-online.at versteht sich als Forschungsplattform für die Bruckner Community. Fachkollegen werden ausdrücklich gebeten, ihr Wissen mit ein­zu­bringen, die Inhalte kritisch zu hinterfragen und so zum Gelingen des Webprojekts beizutragen. Die Projektverantwortlichen haben von Anfang an den Kontakt zur Internationalen Anton Bruckner-Gesellschaft gesucht und mit Dr. Thomas Leibnitz einen Förderer und Berater gefunden.

bruckner-online.at wurde durch die finanzielle Unterstützung des FWF. Der Wissenschaftsfond und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ermöglicht.