Digitale Edition der Missa in E-Dur von Simon Sechter

Im Bruckner-Archiv der Abteilung Musikwissenschaft (ÖAW) befindet sich die autographe Partitur einer bis dato un­be­kannten Missa in E-Dur des Wiener Komponisten Simon Sechter (1788-1867). Das Notenmaterial wurde gescannt und von Studierenden des Praktikums Digitale Musikedition (Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien, S 2015) bearbeitet. Die Notation codierte man mühvoller Kleinarbeit (ohne die Zuhilfenahme eines herkömmlichen Notensatzprogramms) im XML Oxygen-Editor.

Technische Umsetzung: Für die Bearbeitung wurden die 42 Seiten der Originalpartitur auf die Studierenden verteilt. Die Codierung in Oxygen erfolgte auf Grundlage einheitlicher Editionsrichtlinien. Abschließend wurden die Einzeldateien zu­sammen­geführt und nachträglich mit xml:ids ergänzt. Für die Anzeige (Rendering im Browser) kommt eine optisch an­ge­passte und mit Bootstrap-Elementen erweiterte Version des Verovio JavaScript-Toolkits zum Einsatz (Zoom, Seitennavigation, unterschiedliche Musikfonts, XML-Ansicht und Wechsel zwischen Werken). In der aktuellen Version von Verovio (Release 0.9.10) ist die An­zeige von zusätzlichem Text (Titel, Vortrag, Tempo), Dynamik und Generalbassbezifferung noch nicht möglich. In Bearbeitung ist eine Edirom-Edition der Messe, die das Faksimile und die MEI-codierte Partitur synoptisch anzeigen wird.

Beteiligte Studierende: Philipp Bonell, Irene Egger, Lisa-Viola Hofer, Christoph Janeschitz, Imke Oldewurtel, Wolfgang Osztovics, Peter Provaznik, Stefan Sa­fra­nek, Yuka Sato, Ulrike Wagner, Georg Wersching und Rolf Wiss­mann. Datennachbearbeitung: Robert Klugseder und Peter Provaznik.

zur digitalen Edition der Messe

Simon Sechter wurde am 11. Oktober 1788 in Friedberg (Böhmen) geboren und verstarb am 10. September 1867 in Wien. Er arbeitete als Organist, Musik­pädagoge und Komponist. Sechter erhielt ab seinem 11. Lebensjahr Musikunterricht von J. N. A. Maxandt (Schullehrer und Chorregenten seines Heimatortes). 1802 war er Schulgehilfe in Pfarrkirchen (Oberösterreich), anschließend besuchte Sechter die Normalschule in Linz und kam 1804 über Friedberg als Haus­lehrer der Kinder von Andreas Johann Kowarz nach Wien. Hier Klavierunterricht bei L. A. Kozeluch und Theoriestudien bei einem Schüler J. G. Al­brechts­bergers namens Hartmann. Autodidaktisch studierte er die musiktheoretischen Schriften von Friedrich Wilhelm Marpurg, Johann Philipp Kirnberger und Albrechts­berger. Ab 1806 (1808?) wirkte Sechter als Privatmusiklehrer und ab 1810 als Klavier-, Orgel- und Gesanglehrer am Wiener K. k. Blinden­erziehungs­institut (bis 1825). 1824 zweiter, ein Jahr später erster Hoforganist. Daneben war er Klavierlehrer der Hofsängerknaben und unterrichtete 1851-1867 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde. Sechter galt als hervorragender Musiktheoretiker und Kontrapunktiker, er war einer der einfluss­reichsten und be­deutend­sten Lehrer des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Schülern zählten u. a. Th. v. Döhler, E. Pauer, C. F. Pohl, S. Thalberg, A. Bruckner, J. v. Herbeck, G. Nottebohm, G. v. Preyer, L. Blahetka, D. Finkes, C. Umlauf, A. Huebmer, C. Zeller, J. Vesque v. Püttlingen, R. Bibl, C. M. Ziehrer und Th. Lescheti­zky. Auch Fr. Schubert erhielt von Sechter kurz vor seinem Tod eine Unterrichtsstunde.

Quelle: Christian Fastl, Oesterreichisches Musiklexikon