Kaiserkomponist Leopold I. (1640-1705)

Beispieleditionen mit Verovio

Große Teile des umfangreichen musikalischen Oeuvre Kaiser Leopolds, das vor allem in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek überliefert ist, wurde von Guido Adler in den ersten beiden Bänden der Denkmäler der Tonkunst in Österreich herausgegeben: Musikalische Werke der Kaiser Ferdinand III., Leopold I. und Joseph I. Band 1: Kirchenwerke (1892) und Band 2: Gesänge aus Oratorien und Opern. Instrumental­compositionen (1893). Eine Über­sicht der edierten Werke steht auf den Webseiten der Denkmäler der Ton­kunst in Österreich zur Verfügung. Die nachfolgenden digitalen Editionen wurden von Guido Adler nicht be­rück­sich­tigt.

Mottetto di sua Maestá Cesarea Leopoldo Primo. Heu! heu! heu! Peccatores.


Gavotte e Ciaccona di sua Maestá Caesarea

für Soloviolino, Violino 2, 2 Viole, Cembalo und Basso.
Die beiden Tanzsätze enthalten je ein Ritornell (Gavotta und Ciaccona) sowie sechs Variationen. Das Ritornell wird jeweils zu Beginn, nach der dritten und nach der letzten Variation gespielt. Die Ritornelle sind mit fünf Instrumenten, die Variationen mit Soloviolino und Basso (bzw. Basso continuo) besetzt.

Die Stimmenabschriften, um 1675 entstanden, werden im Erzbischöflichen Musikarchiv von Kroměříž (Krem­sier) aufbewahrt (Signatur: A 904, Sehnal Nr. 309, RISM ID Nr. 550264281).

Verovio - Edition

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Ariae di sua Maestá Caesarea: Allemanda, Courent, Sarabande, Guige, Gavotta.

für Violino, 2 Viole und Basso di Viola

Die Stimmenabschriften, um 1670 entstanden, werden im Erzbischöflichen Musikarchiv von Kroměříž (Kremsier) aufbewahrt (Signatur: A 892, Sehnal Nr. 306, RISM ID Nr. 550264278).

Verovio - Edition

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Für die Anzeige (Rendering im Browser) kommt eine optisch an­gepasste und mit Bootstrap-Elementen er­wei­terte Ver­sion des Verovio JavaScript-Toolkits zum Einsatz (Zoom, Seitennavigation, unter­schiedliche Musik­fonts, XML-Ansicht und Wechsel zwischen Werken). In der aktuellen Version von Verovio (Release 0.9.10) ist die An­zeige von zusätzlichem Text (Titel, Vortrag, Tempo), Dynamik und Generalbassbezifferung noch nicht mög­lich.

 

Beispieledition mit dem MEI Snippet Viewer


Ariae di sua Maestáte Caesarea: Intrada, Sarabanda, Borea, Guige, Balletto, Ciaccona.

für Violino, 2 Viole, Cembalo und Basso

Die Stimmenabschriften, zwischen 1650 und 1699 entstanden, werden im Erzbischöflichen Musikarchiv von Kroměříž (Kremsier) aufbewahrt (Signatur: A 918, Sehnal Nr. 307, RISM ID Nr. 550264279).

Snippet-Viewer - Edition

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Für die Anzeige (Rendering im Browser) kommt das MEI Snippet Viewer-Utility zum Einsatz. Ein mouse over-Effekt ermöglicht die Ansicht des MEI-Source­codes. Die Technologie erlaubt zudem die Anzeige von zu­sätz­lichem Text wie Titel und Generalbassbezifferung. Ein Nachteil des Snippet Viewers ist aktuell noch das nicht über­zeu­gende Notenbild. Das in JavaScript programmierte Utility nutzt die VlexFlow music engraving library und wird wie Verovio clientseitig "on-the-fly" im Browser gerendert.


Leopold wurde am 9. Juni 1640 Wien geboren und starb ebenda am 5. Mai 1705. Er war Römisch-deutscher, österreichischer Regent, Komponist und Mäzen. Als zweiter Sohn von Ferdinand III. war Leopold ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt und hatte eine entsprechende Ausbildung (Theologie, Wissenschaften, Sprachen, Musik und Dichtung) erhalten; seine Musiklehrer waren wahrscheinlich A. Bertali sowie M. und W. Ebner. Nach dem unerwarteten Tod seines älteren Bruders, des 1653 zum römischen König gekrönten Ferdinand IV., musste Leopold 1654 die Thronfolge antreten. War Leopolds politisches und militärisches Agieren durch Zögern und Abwarten gekennzeichnet, zeigte er in Sachen Kultur (und im Besonderen Musik) und katholischer Gegen­reformation hohes persönliches Engagement. Er war nicht nur der produktivste unter den sog. „Kaiserkomponisten“ (Ferdinand III., Leopold I., Joseph I. und Karl VI.), sondern förderte die Hofmusikkapelle, die unter seiner Regentschaft eine deutliche personelle Aufstockung erfuhr, und verankerte die musik­dramatischen Gattungen (Oper, Oratorium, Sepolcro) fix im Jahrescurriculum des Hofes.

Die über 400 musikdramatischen Produktionen, die 1658–1705 durch den Kaiserhof veranstaltet wurden, waren Vorbild für viele Höfe Europas. In der Hofmusikkapelle, für die Leopold eigenhändig eine Instruktion verfasste, wurde 1695 (auch bedingt durch die starke Vermehrung der Aufgaben) das Amt des Hofkompositors eingeführt (z. B. C. A. Badia, J. J. Fux, G. B. Bononcini) und 1709 zur Entlastung des zunehmend durch bürokratische Aufgaben an seinen eigentlichen musikalischen gehinderten Hofkapellmeisters das des Musik-Oberdirektors (Cavagliere/Direttore della Musica). Leopolds eigene Werke sind stilistisch der venezianischen Tradition der Mitte des 17. Jahrhunderts zuzuordnen (eine Weiterentwicklung des Stils ist kaum zu beobachten); viele sind geistlichen Inhalts (Oratorien und Kirchenmusik) und von der tiefen Religiosität des Kaisers geprägt; daneben entstanden zahlreiche Einlagearien für aktuelle Opernproduktionen des Hofes bzw. kleinere musikdramatische Werke. Leopold besaß eine umfangreiche Musikbibliothek (Bibliotheca cubicularia / Schlaf­kammerbibliothek), die, einheitlich gebunden, in seinen Privatgemächern aufgestellt war (heute Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek).

Quelle: Elisabeth Therese Hilscher, Oesterreichisches Musiklexikon